05.03.2024 Prime Content 4 minMinuten Lesedauer

Pfiff GmbH-Gründerin gibt nach 25 Jahren das Geschäft ab

Gerda Grisiger übergibt die Birs­felder Firma an Ehefrau Brigitte Birrer und tritt kürzer. Aber ein Projekt steht noch an.

von Prime Content
Gerda Grisiger übergib die Pfiff GmbH an ihre Frau Brigitte Birrer. Bild: Yannik Schmöller

1998 wagte die damals 44-jährige Gerda Grisiger den Weg in die Selbständigkeit. Die aus der Innerschweiz stammende Malerin startete ihre Karriere als Unternehmerin in Basel. Ausgerüstet nur mit einer Leiter, einem Farbkessel und einem Pinsel.

Schnell eröffnete sich für die emsige Arbeiterin ein zweites Firmenfeld. Dank Grisigers Zuverlässigkeit erhielt sie nach kurzer Zeit Anfragen, nach Abschluss der Arbeiten gleich auch noch die Reinigung durchzuführen. So konnte sie rasch ihr Dienstleistungs-Angebot ausbauen.

Verstärkung aus Hägendorf

Nach einem Jahr beschäftigte Grisiger schon fünf Angestellte. Weil aber die Kunden wussten, was sie an der Unternehmerin hatten, blieb es nicht nur bei den Bitten um die Reinigung. «Es hiess schnell – Gerda, kannst du mir noch den Rasen mähen oder den Busch schneiden», erzählt sie bei einem Treffen im Büro der Pfiff GmbH in Birsfelden.

Als dann 2001 die Anfragen nach Baumschnitten kamen, war der Firmengründerin bewusst, dass sie eine Fachkraft zur Unterstützung benötigte. Die Verstärkung, die sie wollte, war die damals im solothurnischen Hägendorf beschäftigte 30-jährige Gärtnerin, Brigitte Birrer. Warum wandte sich Grisiger genau an sie? Birrer muss nicht lange überlegen: «Ich war die einzige Gärtnerin, die sie kannte», sagt sie lachend. 

Gerda Grisiger griff also zum Hörer und machte ihr ein unschlagbares Angebot. Die Gärtnerin bekäme einen neuen Kipplaster und 1'000 Franken mehr Lohn. So schnell liess sie sich aber nicht überreden. «Sie hat mich ein halbes Jahr warten lassen», erzählt Grisiger.

Sind auch privat ein Team: Gerda Grisiger und Ehefrau Brigitte Birrer mit Hund Gabor. Bild: Yannik Schmöller

17 Jahre Ehe

Die beiden Frauen fanden nicht nur beruflich zusammen, sondern auch privat. Seit 22 Jahren sind Grisiger und Birrer nun schon ein Paar. 2007 folgte die Hochzeit und drei Jahre später kam mit Hund Gabor ein weiteres Familienmitglied dazu.

Sie sagen, dass sie Berufsalltag und Beziehungsleben sehr gut trennen können. «Wir haben uns das Ritual angeeignet, dass wir immer zusammen Znacht essen», sagt Grisiger. Dabei werde nur in wichtigen Fällen über die Arbeit gesprochen, ansonsten habe das Geschäft bei ihnen zuhause nichts verloren.

Nach dem Einstieg bei der Pfiff GmbH musste Birrer zuerst noch einige Weiterbildungen absolvieren und durch die «harte Schule» von Grisiger gehen. Dennoch gehörte ihr bereits nach zwei Jahren ein Drittel der Firma, nachdem Geschäftspartnerin Monika Schäfer an Krebs erkrankt war. 2010, kurz vor Schäfers Tod, hielt sie bereits die Hälfte des Geschäfts.

Ein Foto von Gerda Grisigers Pensionierung-Feierlichkeiten 2018. Bild: zvg

Durch ihre jahrelange Erfahrung geniesst Grisigers Wort im Betrieb noch immer grosses Gewicht, obwohl sie 2018 offiziell in Pension ging und somit aus der Geschäftsleitung austrat. Die 70-Jährige hat seit sechs Jahren keine Unterschriftsberechtigung mehr, um Birrer zu entlasten, kümmert sie sich aber noch immer um die Finanzen.

Im vergangenen Oktober gab Grisiger ihre letzten Anteile an ihre Frau ab, welche nun die alleinige Besitzerin des Birsfelder Unternehmens mit 13 Mitarbeitern ist. 10'000 Franken wollte Grisiger für ihre 50 Prozent.

Saniertes Geschäft übergeben

Die Pfiff GmbH ist mittlerweile auf vier Pfeilern aufgebaut: Dem Malerbetrieb, der Reinigung, der Gärtnerei und dem Blumenladen. Birrer ist seit jeher für die Gärtnerei und den Blumenladen zuständig. Die Verantwortung über den Malerbetrieb hat Grisiger schon vor längerem an ihren Vorarbeiter Rexhep Cekaj abgegeben. Die Verwaltung der Reinigung teilen sich Birrer und Cekaj.

Obwohl nun von allen Ämtern und Pflichten enthoben, wacht Gerda Grisiger noch immer mit aufmerksamem Auge über die Pfiff GmbH. Sie ist täglich im Büro anzutreffen und steht ihren Nachfolgern mit Rat und Tat zur Seite.

Gerda Grisiger ist täglich im Büro anzutreffen. Hund Gabor ist dabei immer an ihrer Seite. Bild: Yannik Schmöller

Kürzertreten wird sie dann Ende Jahr: «Ich möchte Brigitte das Geschäft in tadellosem Zustand übergeben.» Das bedeutet Entschlackung: Der Blumenladen schliesst auf Ende April, die restlichen Geschäfts-Räumlichkeiten in Birsfelden werden verkleinert und saniert.

Ein Grund für die bevorstehenden Veränderungen ist die geplante und viel diskutierte Sanierung der Birsfelder Hauptstrasse, die vor der Tür des Blumenladens durchführt. Zugleich muss der auslaufende Mietvertrag um fünf weitere Jahre verlängert werden. «Zudem steuern wir eventuell in eine Rezession. Darauf möchte ich vorbereitet sein», nennt Grisiger als weiteren Faktor für den unternehmerischen Entscheid.

Habe sie diese Hausaufgaben gemacht, könne sie sich zurücklehnen und werde nur noch dann im Geschäft auftauchen, wenn «ich gebraucht werde». Ihre Dienste als Bauleiterin will Grisiger indes weiterhin anbieten. «Damit mache ich noch weiter, solange ich kann und Spass daran habe.» Denn Gerda Grisiger ist keine Frau, die einfach zuhause sitzt und die Füsse hochlagert.

 

 

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