«Ich vergesse mich, wenn ich am Skizzieren bin»
Der freischaffende Künstler Daniel Zeltner hat die diesjährige Weihnachts-Fassade am Maison Oris gestaltet.
Kurz und knapp
- Mit einer Vernissage hat das Maison Oris am Barfüsserplatz die Weihnachtsfassade eingeweiht.
- Gestaltet hat das Werk der Basler Künstler Daniel Zeltner.
- Im Januar werden die Blachen abmontiert. Daraus sollen Taschen entstehen.
«Der Künstler soll seine Interpretation von Weihnachten umsetzen. Da reden wir nicht rein», sagt Alexander Seiler. Der Geschäftsführer und Inhaber des Maison Oris am Barfüsserplatz hat am Donnerstag zur Vernissage geladen. Präsentiert hat das Uhrengeschäft aus Hölstein im Baselbiet seine weihnachtliche Fassade. Gestaltet hat sie der Basler Künstler Daniel Zeltner.
Zu sehen sind auf den Blachen aus Kunststoff Szenen, die Zeltner beim Fasnachtsbrunnen am Theaterplatz festgehalten hat. Abgebildet sind Kinder, Menschen, Bäume, Häuser, der Brunnen mit Tinguelys Figuren samt einer Ente — und auch Zeltner mit seinem Farbstift und Skizzenbuch ragt in die Zeichnung hinein. «Ich habe damit begonnen, meine Perspektive für den Betrachter sichtbar zu machen», sagt der 40-Jährige.
Zeltner ist gelernter Siebdrucker, hat sich an der Schule für Gestaltung weitergebildet, hat als Grafiker gearbeitet und ist jetzt als selbstständig erwerbender Künstler tätig. Er realisiert unter anderem auch Auftragsarbeiten im öffentlichen Raum.
Seine Vorgehensweise für seine Zeichnungen erklärt er wie folgt: «Ich fange irgendwo auf dem Papier an und verzerre die Perspektive. Dabei fühle ich mich durch die vielen Jahre Erfahrung frei und skizziere, was ich sehe, was gerade ist und passiert.»
Dabei spielt der Ort keine Rolle. Zeltner entwirft seine Zeichnungen im Zug von Frankreich zurück in die Schweiz, in einem Café, sitzend an einem öffentlichen Platz.
Kunst stammt aus den letzten Wochen
Die Szene für die Ausstattung der Fassade am Maison Oris ist in den letzten paar Wochen entstanden. Gearbeitet hat Zeltner dabei mit einem Stift, der drei Minen in den Farben Rot, Gelb und Blau enthält. Dabei sei er über mehrere Skizzen und Zeichnungen zum Endprodukt gelangt. Eine erste Idee habe er verworfen. Sie sei ihm in ihrer Machart zu «digital» erschienen. Was an der Fassade des Uhrengeschäfts zu sehen ist, habe einen «analogen» Charakter.
Eine Herausforderung sei dann auch die Vergrösserung: Von den Skizzen im Format A4 auf die Grösse von mehreren Metern an der Fassade an dem Eckgebäude. Auch das, so Zeltner, sei eine Frage der Erfahrung – unter Mithilfe des Programms Photoshop. «Bevor die Zeichnung auf die Blachen gedruckt wurde, habe ich zum Beispiel die Ente etwas kleiner gemacht, weil sie sonst an der Fassade zuviel Raum eingenommen hätte.» Ebenso habe Zeltner am Computer die Farben gesättigt, die Blau- und Rottöne per Mausklick wärmer gemacht.
Moderiert hat die Vernissage vor knapp 20 Gästen Radio Basilisk-Programmleiter Benjamin Bruni. Auf seine Frage, wie lange Zeltner an so einem Kunstwerk arbeite, kann der Zeichner keine Auskunft geben: «Ich vergesse mich, wenn ich am Skizzieren bin. Jedenfalls war es kalt, ich sass auf dem Stein am Brunnen und hatte heissen Kaffee, der mich von innen wärmte.»
Blachen werden zu Taschen verarbeitet
Das Artstübli Basel hatte dem Maison Oris den Künstler Daniel Zeltner vermittelt. Artstübli-Inhaber Philipp Brogli hat sich auf zeitgenössische Facetten der urbanen Kunst und Kultur von Graffiti bis Street-Art spezialisiert. Brogli sagt, dass man im September «relativ spät» zusammengekommen sei, um das Projekt zu realisieren. «Ich überlegte, wer Zeit für diese Arbeit hätte, vom künstlerischen Stil und der Technik her eine neue Perspektive umsetzen könnte und fragte bei Daniel Zeltner nach. Dieser gab mir aus seinen Ferien grünes Licht.»
Die Fassade am Maison Oris ist bereits zum vierten Mal während der Weihnachtszeit mit Blachen geschmückt. «Wir machen das, weil wir an dieser prominenten Lage zur Weihnachtsstadt Basel aktiv beitragen und einen besonderen Farbtupfer setzen wollen», sagt Geschäftsinhaber Seiler.
Die Blachen hängen bis im Januar. Danach werde sie zu Einkaufstaschen verarbeitet. So komme die Uhrenmanufaktur dem Gedanken der Nachhaltigkeit nach.
Zur Bedeutung der Wochen vor Weihnachten sagt Seiler, angesprochen von Moderator Bruni: «Die Weihnachtszeit ist für die Verkäufe nicht mehr ganz so bedeutend, wie vor einigen Jahren. Das Einkaufsverhalten hat sich dahingehend verändert, dass die Kunden ihre Einkäufe auf das Jahr verlegen.» Trotzdem werde im Dezember Umsatz in der Höhe von zwei Monaten generiert.
Seiler: «Mit unserer kunstvoll verzierten Fassade wollen wir einen Beitrag zum stressfreien, weihnächtlichen Einkaufserlebnis leisten.»
Noch keine Kommentare