«Aids ist heute ein soziales und politisches Problem»
In Afrika sind HIV-Therapien oft gratis. Warum nützen sie nicht immer? Der Basler Infektiologe Niklaus Labhardt weiss es.
Als Aids in den achtziger Jahren sich rasant weltweit ausbreitete, galt die Krankheit als meist tödlich. Irgendwann kamen die ersten Medikamente auf, die für die Betroffenen oft harte Rosskuren waren.
Heutzutage können die allermeisten Menschen mit HIV praktisch unbehelligt von Beschwerden und mit der gleichen Lebenserwartung leben. Ihre Medikamente blockt die Virusbildung, dass HIV nicht mehr nachgewiesen werden kann. Entsprechend können die betroffenen Menschen andere Menschen nicht mehr anstecken.
Hierzulande ist das so, überhaupt in der nördlichen Sphäre.
Nicht so im globalen Süden. In Afrika, so erläutert es der Basler Infektiologe Niklaus Labhardt, sind zwar HIV-Medikamente und auch die Therapie nicht überall aber an sehr vielen Orten gratis – finanziert von westlichen Geldern.
«Aber das hilft nicht allen Menschen, weil sie manchmal fünf Stunden bis zum nächsten Spital gehen müssen. Oder weil sie den Transport zur Versorgungsstätte nicht bezahlen können», so Labhardt. Dazu kommen prekäre Familienverhältnisse. Oder dass man nicht «sagen darf», dass man mit dem Virus lebt.
In Afrika hat Labhardt mit seinem Team eine Studie zu den Ursachen realisiert, warum gerade Kinder und Jugendliche trotz HIV-Therapie eine hohe Viruslast im Blut haben.
Problemfall Osteuropa
Ein weiteres HIV-Krisengebiet sind die osteuropäischen Länder, die mit einer rechtskonservativen Politik Homosexuelle oder Menschen mit trans- oder nonbinären Geschlechtsidentitäten marginalisieren. Folge: «Die osteuropäischen Länder sind der einzige Ort auf der Welt, wo die Ansteckungsraten derzeit ansteigen», so Labhardt.
Weltweit sind die Ansteckungsraten über die Jahre massiv gesunken. Labhardt folgert: Aids ist heute medizinisch bewältigbar. Es gibt sogar noch weitere, und für die Betroffenen erhebliche weitere Fortschritte.
Aber für eine genügende Versorgung – und entsprechend eine globale Eindämmung der Ansteckung – müssen positive soziale und politischen Umstände herrschen.
Aber all dies und noch mehr spricht Labhardt im Unibâle-Podcast, der Wissenschaftspodcast auf Prime News. Das Gespräch moderiert Redaktionsleiter Claude Bühler.
«UniBâle» ist eine Kooperation zwischen Prime News und der Universität Basel und wird präsentiert von Interpharma.
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