11.12.2024 Ratgeber 4 minMinuten Lesedauer

Bekomme ich frei, um meine kranke Mutter zu pflegen?

Diese Grund­sätze gelten bei bezahlten Absenzen: Inter­view mit Frank Linhart vom Arbeit­geber­verband Region Basel.

von Prime Content

Welche Grund­sätze gelten bei bezahlten Absenzen?

Nach dem Gesetz sind dem Arbeitnehmer die üblichen freien Stunden und Tage zu gewähren. Das heisst, dem Angestellten ist innerhalb der Arbeitszeit die nötige Freizeit einzuräumen, die für die Erledigung von dringenden persönlichen Angelegenheiten oder wichtigen Familienereignissen benötigt wird. Die freie Zeit, die aufgrund eines konkreten Anlasses gewährt wird, ist meist in einem Reglement, einem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) oder im Einzelarbeitsvertrag konkretisiert.

Ein konkretes Beispiel: Bekommt man auf jeden Fall frei, um an der Beerdigung eines Verwandten oder Bekannten teil­nehmen zu können?

Üblicherweise wird für die Beerdigung von Verwandten, die nicht zum engsten Familienkreis gehören, und nahen Bekannten eine bezahlte Absenz von einem Tag gewährt. 

Verlangen die Arbeit­geber­innen und Arbeit­geber hierfür für gewöhnlich eine Todes­anzeige?

Dies ist eher unüblich, da die Arbeitgeber nicht davon ausgehen müssen, dass jemand in Bezug auf den Tod einer nahestehenden Person unehrlich ist. Sie werden auch nicht beurteilen können, ob es sich um einen nahen Bekannten handelt, weshalb sie auf eine wahrheitsgetreue Auskunft des Angestellten angewiesen sind. Wenn ein Angestellter aber jeden Monat an eine Beerdigung gehen muss, wird das Unternehmen wohl stutzig werden und künftig genauer nachfragen und / oder einen Nachweis verlangen. 

Welche anderen bezahlten Absenzen sind üblich?

Als bezahlte Absenzen sind neben dem Tod, respektive der Teilnahme an der Beerdigung von nahen Verwandten oder Bekannten, in der Regel bei der eigenen Hochzeit oder derjenigen von nahen Angehörigen eine bezahlte Absenz vorgesehen. Beim Wohnungswechsel wird vielfach ebenfalls ein freier Tag gewährt wie auch bei der militärischen Rekrutierung sowie bei der Entlassung aus der Wehrpflicht. In einigen Branchen berechtigt auch das Absolvieren von höheren Fachprüfungen, öffentlichen oder staatlichen Schulexamen dazu einige bezahlte freie Tage beziehen zu können. Und dann gibt es noch den gesetzlich klar geregelten Betreuungsurlaub von bis zu drei Tagen bei kranken Kindern oder kranken Familienangehörigen.

Wenn ich also meine kranke Mutter pflegen muss, kann ich drei freie Tage beziehen?

Das kommt darauf an, wie krank die Mutter tatsächlich ist. Wenn die Mutter an einer Grippe erkrankt ist, ist wohl noch kein Betreuungsbedarf gegeben. Wenn sich aus einer Erkältung aber beispielsweise eine heftige Lungenentzündung entwickelt oder ähnlich, sieht die Sache anders aus. Diese bezahlte Absenz zur Betreuung eines Familienmitglieds, der Lebenspartnerin oder des Lebenspartners mit gesundheitlicher Beeinträchtigung wurde erst am 1. Januar 2021 eingeführt. Die Dauer ist auf die für die Betreuung erforderliche Zeit begrenzt, beträgt aber höchstens drei Tage pro Ereignis und höchstens zehn Tage pro Jahr. 

Wenn die Mutter also im Spital liegt, kann ich drei Tage frei machen?

Nein, in diesem Fall besteht ja eine Betreuung durch das Spitalpersonal. Der Anspruch wäre dann eventuell vorher zur Anwendung gekommen. Der Anspruch ist grundsätzlich immer dann gegeben, wenn eine nahestehende Person unvorhergesehenerweise stark auf Hilfe angewiesen ist, zum Beispiel, weil eine Familienangehörige / ein Familienangehöriger stark in der Mobilität eingeschränkt ist. Während diesen drei Tagen ist dann eine geeignete Betreuung zu organisieren. 

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