23.02.2025 Prime Content 4 minMinuten Lesedauer

Warum Hunde auch geistige Beschäftigung brauchen

Die Stiftung TBB Schweiz stellt bei Haus­tieren häufig eine Unter­forderung fest. Die Folge sind negative Ver­haltens­änderungen.

von Prime Content
Sky (Ergänzungen folgen). Bild: Christian Keller

«Ein Hund will nicht nur körperlich, sondern auch geistig beschäftigt werden. Ein Aspekt, der von vielen Halterinnen und Haltern unterschätzt wird»: Das sagt Kathrin Meier-Roth, Leiterin des Bereichs Tierschutz bei der Stiftung TBB Schweiz.

Als wir uns beim Tierheim an der Birs zum Gespräch treffen, geht es genau um dieses Anliegen. Meier-Roth möchte darauf aufmerksam machen, warum Haustiere leiden, wenn sie in ihrem Alltag nicht ausreichend ausgelastet sind. Zwei Mal pro Tag mit dem Vierbeiner ums Haus zu laufen, reiche nicht aus. «Kopfarbeit ist ebenso wichtig – nicht nur für Hunde, sondern auch für Katzen, Hamster, Hasen oder Vögel.»

Ein grosser Aufwand sei hierfür nicht jederzeit erforderlich, sondern lediglich etwas Kreativität gefragt. Als Beispiel nennt sie die Nahrung: Statt das Essen stets im Futternapf anzurichten, könne es in einem Schnüffelteppich platziert werden. «Das sorgt für Abwechslung, fordert den Hund und aktiviert seine Sinne», erklärt Meier-Roth. Katzen würden es derweil lieben, sich mit ausgestopften WC-Rollen zu beschäftigen. Auch hier: Wenig Aufwand, aber viel Wirkung.

In den Haustiergeschäften stehe ein breites Sortiment zur Verfügung, um Zuhause oder beim Spaziergang für Spass und Beschäftigung zu sorgen. «Dazu gehören Wurfbälle, benagbares Material, Plüschtiere mit Essensverstecken und so weiter.»

Wenn Haustiere geistig unterfordert sind, entwickeln sie negative Verhaltensänderungen, sagt Kathrin Meier-Roth. Bild: zVg

Unterbeschäftigung gefährdet das Tier­wohl

Werden die kognitiven Fähigkeiten der Vierbeiner nicht abgerufen, schadet das ihrer psychischen Gesundheit – und äusserst sich typischerweise in negativen Verhaltensänderungen. Der Hund beginnt auf einmal an Menschen hochzuspringen, obwohl ihm während der Ausbildung beigebracht wurde, dies zu unterlassen. Oder er schlägt ständig an.

«Anrufe von Anwohnern, dass der Hund des Nachbarn unaufhörlich bellt, sind der Klassiker. Ein Zeichen von Einsamkeit und Unterforderung. Diese Tiere kommen meistens auch viel zu wenig raus an die frische Luft. In solchen Fällen schreiten wir ein», sagt Meier-Roth. Es könne auch sein, dass Hunde plötzlich zu schnappen beginnen. Dies sei ebenso Ausdruck von Unzufriedenheit und erfordere Massnahmen.

Wie Langeweile bei Hunden verhindert wird, demonstriert uns im Tierheim an der Birs Tierpflegerin Tabytha Tüscher. Sie nimmt uns mit auf einen kleinen Auslauf mit der freundlichen und aufgeweckten Sky, einem vierjährigen American Stafford Terrier. Im Video erklärt Tüscher, wie sie die Hündin auf Trab hält und worauf es dabei ankommt.

Unterschätzte Bedürfnisse, über­forderte Halter

Für Tierschutz-Leiterin Kathrin Meier-Roth besteht eines der Grundsatzprobleme in der Wahl der Hunderasse, wenn sich Einzelpersonen oder Familien zum Kauf entscheiden. Der Aufwand werde gerne unterschätzt – und rasch entstehe Überforderung.

«Ich denke etwa an Border Collies: sie stehen bei den Leuten hoch im Kurs. Es handelt sich jedoch um Arbeitstiere: sie haben es im Blut, Schafsherden zu beaufsichtigen und rund um die Uhr im Einsatz zu stehen.» Aus diesem Grund sei der Betreuungsaufwand deutlich höher als bei anderen Hunderassen. Dazu Meier-Roth: «Wenn ein Border Collie in einem ganz anderen, monotonen Umfeld platziert wird und seine Triebe nicht ausleben kann, wird er depressiv.»

Das Tierheim an der Birs wende deshalb strenge Kriterien bei der Tiervermittlung an. Das geschehe nicht, um die Interessenten unnötig zu beüben, sondern «zum Wohl der Tiere», wie Kathrin Meier-Roth betont.

Stiftung TBB Schweiz

Institution für den Tierschutz

Die privat finanzierte Stiftung TBB Schweiz setzt sich für die Wahrung und Förderung der Interessen der Tiere und des Tierschutzes ein. Mit dem «Tierheim an der Birs» betreibt die Stiftung das schweizweit grösste Tierheim, welches bis zu 400 Tiere beherbergt und gleichzeitig wichtige gemeinnützige Aufgaben erfüllt.

Möchten Sie die Stiftung TBB Schweiz mit einer Spende unterstützen?
Jetzt spenden

Stiftung TBB Schweiz
Geschäftsstelle
Birsfelderstrasse 45
Postfach
4020 Basel

Tel: 061 378 78 78
E-Mail: info@tbb.ch
Webseite

 zurück