17.03.2021 News aus der Region

Der Wärmestube Soup&Chill wird der Geldhahn zugedreht

Die Christoph Merian Stiftung und die GGG Basel stoppen nach 13 Jahren die Unterstützung für den Verein, der Essen für Obdach­lose anbietet.

Täglich kommen zwischen 100 und 150 Bedürftige beim Soup&Chill nahe vom Bahnhof SBB vorbei. Bild: Anja Sciarra

Nach 13 Jahren Unterstützung ist auf einmal Schluss: Die Christoph Merian Stiftung (CMS) und die GGG Basel drehen dem gemeinnützigen Verein Soup&Chill den Geldhahn zu. Dies teilen die beiden Organisationen am Mittwochmorgen mit.

Die Wärmestube erreiche nicht «die angestrebte Zielgruppe», wie es in dem Communiqué heisst. Die Vorstellungen zur «strategischen und operativen Betriebsführung» würden ausserdem auseinander gehen.

Die Wärmestube des Vereins Soup & Chill existiert seit 2006. Nahe des Bahnhofs SBB erhalten Obdachlose und Bedürftige dort Getränke und Essen sowie einen Aufenthaltsbereich, wo sie sich im Winter wärmen können.

Seit 2008 wird das Angebot während der kalten Jahreszeit durch die beiden Partner sowie den Kanton Basel-Stadt unterstützt.

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Andere Angebote seien ausreichend

Die unterschiedlichen Auffassungen zu dem Projekt bestünden laut CMS und GGG bereits seit einigen Jahren. Die definierte Zielgruppe sei beispielsweise nicht erreicht worden:

«Mangelnde Zutrittsbeschränkungen und fehlende Mindestbeiträge – wie in vergleichbaren Organisationen üblich – verhindern eine gezielte Steuerung der Besuchenden», heisst es in der Medienmitteilung.

Dies führe dazu, dass eine breite Sogwirkung entsteht. Eine von der CMS, der GGG und dem Kanton in Auftrag gegebene externe Betriebsanalyse habe auch Mängel im Mitteleinsatz festgestellt.

«Den daraus erarbeiteten Handlungsempfehlungen ist der Verein Soup & Chill nicht nachgekommen», heisst es.

Gerade in Zeiten der Corona-Krise sei es wichtig, Menschen, die von Armut betroffen sind, professionelle Angebote zur Verfügung zu stellen und Organisationen damit zu betrauen, «die dazu in der Lage sind», schreiben die Geldgeber.

Aus Sicht der CMS und der GGG sei das bestehende Mahlzeiten- und Aufenthaltsangebot für Obdachlose in Basel derzeit ausreichend, heisst es abschliessend. Mit anderen Worten: Das Soup&Chill brauche es eigentlich nicht.

Vereins-Präsidentin Claudia Adrario de Roche habe in den Medien von dem Ausstieg der CMS, GGG und des Kantons erfahren. Bild: Anja Sciarra

Vereins-Präsidentin erfuhr in den Medien vom Ausstieg

Zwischen dem Soup&Chill und dem Kanton kam es in den letzten Monaten des Öfteren zu Reibereien. Vereins-Präsidentin Claudia Adrario de Roche forderte, dass aufgrund der Kälte und der Pandemie, sämtlichen Obdachlosen eine Unterkunft zur Verfügung gestellt werden soll (Prime News berichtete).

Die ungewöhnliche Schärfe, mit welcher die Medienmitteilung der Geldgeber verfasst war, hat nun zu einem Reaktions-Communiqué seitens Soup&Chill geführt. Vereins-Präsidentin Adrario de Roche habe die Nachricht aus den Medien erfahren müssen, heisst es darin. Und obschon diese «nicht ganz überraschend» kam, erschrecke sie dennoch.

«Nicht so sehr wegen des fehlenden Geldes, sondern wegen der sozialen Kälte in Basel, die dahintersteckt», heisst es in dem Schreiben.

«Jede Person, die sich in der Schweiz aufhält und in Not gerät, hat Recht auf Nahrung, Obdach und medizinische Grundversorgung»: Das Soup&Chill lebe diesen Satz aus Artikel 12 der Bundesverfassung durch und durch.

Da der Verein für alle «Ausgegrenzten» arbeite, werde er nun selbst ausgegrenzt. Die offene Haltung, dass jeder kostenlos Verpflegung und Wärme erhält, ohne Beschränkungen, werde dem Verein seitens der Geldgeber nun vorgeworfen.

«Verfälschung der Wahr­heit und schwere Rufschädigung».

Die von der CMS und GGG zitierte Betriebsanalyse habe dem Soup&Chill ausserdem einen «sehr gut organisierten und durchgeführten Abendbetrieb» attestiert. Die Darstellung in der Medienmitteilung sei somit «eine Verfälschung der Wahrheit und eine schwere Rufschädigung».

Auf die Bedürfnisse im Corona-Jahr habe man schnell und spontan reagieren müssen. Das Soup&Chill entschied sich, jeden Tag zu öffnen, um andere weggefallene Angebote zu ersetzen. Das sorgte für Mehrkosten. Die Geldgeber waren darüber offenbar wenig erfreut.

Zum Schluss der Pressemitteilung bedankt sich das Soup&Chill zwar beim Kanton, der CMS und der GGG für die Unterstützung über die Jahre. Man hoffe nun aber, dass «irgendwann auch im sozialen Basel wieder der Frühling kommt.»

Gegenüber Prime News teilt Adrario de Roche mit, dass der Sommerbetrieb nun wie geplant weiterlaufe sowie auch die Verträge der Mitarbeitenden. Sie sei optimistisch, dass der Verein die finanzielle Lage durch Alternativen kompensieren könne. (as)

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