12.03.2021 Sponsored Content

Zinsen fallen seit 40 Jahren – keine Inflation in Sicht?

BKB-Podcast: Anlagechef Sandro Merino im Gespräch mit Wirtschafts­historiker Tobias Straumann von der Uni­versität Zürich.

von Basler Kantonalbank

Prof. Dr. Tobias Straumann (rechts im Bild), Wirtschaftshistoriker an der Universität Zürich und Dr. Sandro Merino, Anlagechef der Basler Kantonalbank, sprechen im BKB-Podcast über fallende Zinsen, die Rolle der Zentralbanken und mögliche Auswirkungen.

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Die wichtigsten Aussagen im Podcast

Sinkende Zinsen sind ein struktureller Trend
Die seit 40 Jahren sinkenden Zinsen und die ausbleibende Inflation stellen einen strukturellen Trend dar, der nicht nur ein einzelnes Land betrifft.

Tobias Straumann sieht für dieses Phänomen keinen klaren Grund. Die plausibelste Erklärung findet er in der sich öffnenden Weltwirtschaft und dem gleichzeitigen Überangebot an günstigen Arbeitskräften. Diese Konstellation führte dazu, dass in der Vergangenheit keine Inflation aufkam und keine Reaktion der Zentralbanken nötig war, um die Geldentwertung zu stoppen. 

Unterschiedliche Motivation der Zentralbanken für die expansive Geldpolitik 
Die umfangreichen Wertschriftenkäufe der USA führten dazu, dass die Fed mittlerweile eine Bilanzsumme von fast 7000 Mrd. US Dollars aufweist. In diesen Reigen fügen sich gemäss Sandro Merino auch die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und der Schweizerischen Nationalbank.

Tobias Straumann bezeichnet die Negativzinsen zur Rettung der Existenz der Eurozone als «etwas Abartiges» und historisch beispiellos. Die Negativzinsen in Europa, die eigentlich dazu dienen sollten, über günstige Kredite die Wirtschaft anzukurbeln, erachten die beiden Experten als fehlkonstruiert.

Sie sehen den eigentlichen Antrieb für eine unverändert lockere Geldpolitik denn auch eher darin, die Zinskosten der stark verschuldeten Länder tief zu halten. 

Auch mit Blick auf die Schweiz sind sich die beiden Experten einig, dass sich die anhaltend tiefen Zinsen kaum mit konjunkturpolitischen Motiven begründen lassen. Sie seien vielmehr Ausdruck der geldpolitischen Abhängigkeit der SNB von Europa, die sich keine Zinserhöhung im Alleingang leisten kann, ohne damit eine Aufwertung des Frankens zu riskieren.

Dennoch sind auch hierzulande bislang keine unmittelbaren negativen Auswirkungen der Geldschwemme zu beobachten. Bei einer Korrektur auf den Finanzmärkten beispielsweise kann dies jedoch zur Herausforderung führen. Dennoch rechnet Tobias Straumann aufgrund fehlender unmittelbarer Auswirkungen vorderhand mit keiner Anpassung der Geldpolitik. 

Mittelfristig keine Inflation zu erwarten
Tobias Straumann erwartet, dass der Aufschwung nach der Covid-Krise im Gegensatz zur Finanzkrise von 2008 und 2009 furios sein wird und deshalb vorübergehende Inflationstendenzen aufkommen werden. Denn während der Lockdowns wurde viel gespart respektive Konsum aufgeschoben, was zu einem Aufholeffekt führt.

Hinzu kommt das Unterstützungspaket in den USA in Höhe von 10% des BIP; wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, zu dem sich die Wirtschaft bereits erholt. Der dadurch entstehende inflationäre Druck dürfte den Spielraum der Fed für künftige Massnahmen reduzieren.

Tobias Straumann glaubt jedoch, dass ein Preisschub nur vorübergehend wäre und rät deshalb dazu, ruhig Blut zu bewahren. Eine anhaltende Inflation erwartet er nur, wenn diese durch die Angebotsseite getrieben wird: sprich Protektionismus herrscht, die Transportkosten in die Höhe schnellen oder Arbeitskräfte knapp werden.

Sandro Merino ist auch der Meinung, dass ein Anstieg der Konsumentenpreise nicht primär ein monetäres Phänomen darstellt, sondern die Inflation in den USA eher aufgrund von Basiseffekten kurzfristig überschiessen könnte. Er sieht keine baldige Wende in der Geldpolitik und rechnet deshalb damit, dass die Zinsen noch länger tief bleiben. 

Kein Vergleich mit den 1920er und 1930er Jahren
Im Vergleich zur Weltwirtschaftskrise in den 1920er und 1930er Jahren ist die heutige Situation deutlich weniger gravierend respektive stabiler.

Tobias Straumann warnt deshalb davor, jede kleinste Erschütterung als Vorzeichen für den Weltuntergang zu nehmen. Er ist insbesondere für Europa sehr zuversichtlich.

Ein Optimismus den Sandro Merino teilt, weil man die Lehren aus den vorangegangenen Finanz- und Wirtschaftskrisen gezogen habe. 

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