16.10.2024 Prime Content 5 minMinuten Lesedauer

Pflegeberuf: «Wir stärken Frauen für den Wieder­einstieg»

Regional einmalig: Das Clara­spital hilft Berufsleuten, die wieder in der Pflege arbeiten wollen. Seit 2022 ist das besonders lukrativ.

von Prime Content
Wiedereinstiegskurs am Claraspital. Bild: Claraspital Basel

Das Wort Fachkräftemangel hat sich längst in unseren Sprachschatz eingegraben. Besonders häufig wird es etwa bei den Pflegeberufen angewandt. Bis in sechs Jahren werden 30'000 Stellen in dem Bereich nicht mehr besetzt sein, hiess es in einer aktuellen Studie des Wirtschaftsprüfers PwC. Zehn Jahre später sollen es bereits 40'000 sein.

Dabei gibt es Menschen – es sind zu über 95 Prozent Frauen – mit Diplom und grosser Motivation, die wieder in die Pflege einsteigen wollen, etwa nach einer Familienpause oder nach einer beruflichen Umorientierung. Aber ohne Kurs, der etwa eine Blutentnahme nach mehreren Jahren Absenz trainiert oder auch aktuelle Standards neu schult, hat man trotz Personalbedarf auf dem Arbeitsmarkt schlechte Karten.

Überwiegend sind es Frauen, die am Kurs teilnehmen. Bild: Claraspital Basel

Grund dafür ist die Komplexität des Berufes, der einen breiten Wissensschatz verlangt. Dazu zählen genaue Kenntnisse zur Anatomie des Körpers, zum Beispiel: wo wird wie die Spritze und mit welcher Kanüle gesetzt. Ferner: Die Vielzahl unterschiedlicher Geräte wie EKG und Defibrillator, ein fundiertes Wissen zu Wirkstoffen, zu Zeitmanagement und der Umgang mit emotionalen Situationen, um nur einige zu nennen.

«Polizistin wollte wieder am Menschen arbeiten»

Das Claraspital Basel bietet – als regionales Unikum – dafür den «Wiedereinstiegskurs in die Pflege» an. «Kein anderes Spital in unserer Region bietet diesen für Interessierte externe Personen in dieser Form an», erläutert Karin Bauer, Fortbildungsverantwortliche am Claraspital Basel. «Einmal hatten wir auch eine Polizistin in unserem Kurs, welche nach vielen Jahren wieder auf ihrem erlernten Pflegeberuf am Menschen arbeiten wollte.»

Pro Jahr nehmen zwischen 10 und 18 Personen teil, 75 Prozent davon aus der Region Basel. Aber auch Interessierte aus anderen Kantonen oder aus dem nahen Ausland können sich anmelden, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. So haben seit 2011 über 200 Personen den Kurs durchlaufen. Einzige Voraussetzung für den Besuch des Wiedereinstiegskurses: ein Pflegediplom.

Karin Bauer, Fortbildungsverantwortliche am Claraspital Basel. Bild: zVg

«Natürlich wünschen wir uns am Claraspital, dass wir mit den Kursen Personal gewinnen können», erläutert Karin Bauer. Auch dieses Jahr sei dies wieder in zwei Fällen möglich gewesen.  Die Kurse werden jedoch unabhängig von einem Personalbedarf durchgeführt, ohne dass aktuell eine hohe Vakanz am Claraspital besteht – und auch dann, wenn die Kurse nicht ganz kostendeckend sein sollten.

«Wiedereinstieg ist ein Abenteuer»

Pro Teilnahme fällt ein Kursgeld von 3'000 Franken für den Kursbesuch aller Module an. Seit 2022 – wohl auch im Zuge der Pflegeinitiative – wird der Kurs von Bund und Kanton mit 2'500 Franken subventioniert. Wer teilnimmt, zahlt also unter gewissen Bedingungen nur noch 500 Franken. «Ein attraktives Angebot für Interessierte», meint Karin Bauer.

Die Arbeit «am Menschen» ist die häufigste Motivation der meist 40- bis 50-jährigen Frauen, sich nach zehn, teilweise sogar 20 Jahren beruflicher Absenz auf das Abenteuer Wiedereinstieg in die Pflege einzulassen. «Denn das ist es», meint Bauer.

«Allein der technologische Fortschritt in den vergangenen zehn Jahren bei Behandlungsgeräten oder der Patienten-Administration ist gross». Eine besonders beliebte Kurssequenz ist entsprechend die Schulung der elektronischen Pflegedokumentation.

Besonders gefragt: Schulung an der elektronischen Pflegedokumentation. Bild: Claraspital Basel

Eine weitere Herausforderung ist das Tempo, das sich gerade in den Akutspitälern massiv erhöht hat: «Vor Jahren noch betreuten wir Patientinnen und Patienten oft 14 Tage lang, während sie heute bei vergleichbaren Befunden oft nach drei Tagen das Spital wieder verlassen.» Das bedeutet: Sich schnell auf neue Menschen mit unterschiedlichen Behandlungen und interdisziplinärer Versorgung einstellen.

Bei den veränderten Anforderungen sei es besonders wichtig, den Teilnehmerinnen mit praxisnahen Übungsmöglichkeiten wieder «Sicherheit» zu vermitteln. «Wir erhalten von Teilnehmerinnen oft die Reaktion: Jetzt weiss ich wieder, wie das geht, jetzt fühle ich mich wieder sicher», so Bauer erfreut.

«Hohes Mass an Erfüllung»

Diese Praxisnähe wird von qualifiziertem Fachpersonal vermittelt, welches sich selbst täglich im Pflegealltag bewährt und somit aktuelle Wissensinputs gibt. Karin Bauer spricht von «pathophysiologischem, pharmakologischem und pflegerischem Fachwissen», das an 14 Tagen verteilt über fünf Monate innerhalb von fünf fachlichen Modulen durch Pflegefachpersonen, sowie Ärztinnen und Ärzte vermittelt wird.

Trotz Hektik im Berufsalltag, trotz hoher Verantwortung und manchen belastenden Situationen: «Was die Pflegefachpersonen in ihrem Beruf hält, oder wieder zurückführt, ist das hohe Mass an Erfüllung. Dass ihre Arbeit Sinn macht, erleben sie jeden Moment, wenn sie an einem Spitalbett stehen», so Karin Bauer.

Die meisten Teilnehmerinnen führt der Wiedereinstieg nicht über das Akutspital zurück in den Pflegeberuf, sondern über das Einsatzgebiet der Langzeitpflege oder der Spitex-Dienste, zeigen die Rückmeldungen nach drei bis vier Monaten.

Weitere Informationen

Der nächste Wiedereinstiegskurs findet vom 6. Februar bis 26. Juni 2025 an 15 Prä­senztagen statt. 

Informationsabende:

  • Dienstag, 22. Oktober, um 18 bis 19.30 Uhr
  • Dienstag, 7. Januar 2025, um 18 bis 19.30 Uhr

Eine Anmeldung zu den Info-Abenden ist nicht erforderlich.

Veranstaltungsort
Am ClaraBildungszentrum,
Lukas Legrand-Strasse 4,
4058 Basel

An den Informationsabenden besteht Gelegenheit, allfällige Fragen und Details zum Kurs zu besprechen. 

Weitere Informationen

Prime Content

Dieser Beitrag wurde von Prime Content in Zusammenarbeit mit dem Claraspital erstellt. Mehr über Prime Content erfahren Sie hier.

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