03.11.2025 Prime Content 3 minMinuten Lesedauer

Ein stacheliges Wildtier im Überlebenskampf

Der Herbst ist die kritischste Zeit für den Igel, denn der Winterschlaf steht an. So können wir Menschen ihn unterstützen.

von Isabel Langer
Der Igel steht auf der Liste der gefährdeten Tiere. Bild: TBB

Es raschelt, dann ragt eine kleine schwarze Nase aus dem Gebüsch. Ein stacheliger Körper folgt und huscht kleinen Schrittes über das Gras in einen Blätterhaufen. 

Der europäische Braunbrustigel ist die einzige Igelart, die in der Schweiz heimisch ist. Und es geht ihm schlecht. Verschiedene Studien zeigen, dass die Population deutlich zurückgeht. Seit Oktober 2024 steht der Europäische Braunbrustigel auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten als «potenziell gefährdet». 

Aber woran liegt das? «Die grössten Probleme sind der Lebensraumverlust und der Insektenschwund», erklärt die Tierschutzbeauftragte des TBB, Dagmar Sens. Auch in anderen Bereichen trägt der Mensch aktiv zur Gefährdung bei: «Unvorsichtiger Gebrauch von Gartengeräten, ungesicherte Schächte und Pools, aber auch der Autoverkehr sind für den Igel gefährlich.»

Mit dem Herbst beginnt für den Igel die kritischste Zeit des Jahres, denn der Winterschlaf steht bevor. Und für diesen muss er gut mit Fettreserven gerüstet sein. Doch durch den Insektenmangel müssen immer häufiger Schnecken und Regenwürmer als Nahrung dienen. Diese Mangel- und Fehlernährung führt zu einem übermässigen Parasitenbefall. Die Igel haben dadurch immer schlechtere Chancen, das für den Winterschlaf notwendige Mindestgewicht von 600 Gramm zu erreichen. 

Was wir Menschen zur Unterstützung tun können

Den Garten für einmal nicht so gründlich aufräumen und die heruntergefallenen Blätter zu einem Laubhaufen zusammenkehren – dieser bietet ein ideales Versteck für den Igel. Auch ein aufmerksamer Blick kann helfen, schwache, kranke oder verletzte Tiere zu erkennen. 

Wie erkennt man, dass ein Igel in Not ist? Verletzungen, Lahmheiten, Apathie, schwere Atmung und starker Husten, sowie eine auffällig schlanke Form sind offensichtliche Anzeichen für Hilfsbedürftigkeit.  

In gewissen Situationen ist ein Zufüttern möglich. Aktuell ist es für spät geborene Herbstigel besonders schwer, vor dem Winterschlaf mindestens 600 Gramm zu erreichen. 

Für das Zufüttern von Igeln gelten folgende Regeln: Igel sind Insektenfresser, sie benötigen maximal proteinreiches Futter mit einem hohen Fleischanteil. Am ehesten eignet sich Katzenfutter für Kitten. Dies sollte kein Gelee oder Sauce enthalten, da es sonst zu Durchfall und Bauchschmerzen kommen kann. Auch ein schlotziges, ungewürztes Rührei kann angeboten werden. Pflanzliche Produkte wie Nüsse, Obst und Getreide können vom Igel nicht verdaut werden. Und ganz wichtig: Igel vertragen keine Laktose, daher sollte auf Milchprodukte verzichtet werden. 

Für die Fütterung sollte Futter nur abends in einem Igelfutterhäuschen angeboten werden. Dazu eignen sich Häuschen, die ein aufklappbares Dach haben, möglichst zwei Labyrintheingänge und Klappen vor den Eingängen. Hygiene ist wichtig! Ausgelegte Zeitung sollte man täglich wechseln. Näpfe müssen ebenfalls täglich gereinigt werden.

Dagmar Sens warnt vor falscher Zufütterung: «Zum einen kann das falsche Futter die Igel kränker machen und ein ungeschütztes Futtergebot kann Fressfeinde und andere Tiere anlocken.» Ausserdem sollten Fütterungen immer nur in Ausnahmesituationen geschehen. «Mit geeignetem Futter, gezielt und zeitlich begrenzt», so Sens. Auch sollten nur Einzeltiere gefüttert werden und Gruppenfütterungen vermieden werden. «Sonst können Krankheiten übertragen werden.» 

Der Herbst ist die kritischste Jahreszeit für den Igel. Bild: TBB

Igel in Not? Das können Sie tun

Wenn Sie glauben, einen Igel in Not beobachtet zu haben, sichern Sie ihn mit einem Tuch oder Handschuhen in einer Kiste mit mindestens 40 Zentimetern Wandhöhe. Holen Sie sich Hilfe bei Igelexperten: 

Das Tierheim an der Birs erreichen Sie unter der Nummer 061 378 78 78 von Montag und Samstag zwischen 08.00 – 12.00 Uhr und 13.30 – 16.00 Uhr. Allgemeine Fragen zu Igeln, die keinen Notfall betreffen, werden Ihnen auch gerne per Mail beantwortet: tierschutz@tbb.ch.

Die Notfallnummer von Pro Igel ist unter 0800 070 080 von 16.00 - 20.00 Uhr erreichbar.

Unter www.igelzentrum.ch oder www.pro-igel.ch finden Sie zusätzlich eine Liste bewilligter Pflegestationen mit entsprechenden Telefonnummern.

Finder von Igeln sollten den oben genannten Stellen folgende Informationen mitteilen:

  • Wann gefunden
  • Wo gefunden
  • Wie gefunden (voller Fliegen, humpelnd, verletzt, eingeklemmt, eingesperrt, aus dem Pool gefischt…)
  • Grösse (geschätzt: tennisballgross, handballgross,..)
  • Gewicht
  • Verhalten (rollt sich ein, nur auf der Seite liegend, bewegt sich: rasch, schleppend, hinkend…)

Ist der Igel offensichtlich schwer verletzt, bringen Sie ihn bitte direkt zu einem Tierarzt.

Übrigens: Wenn Ihnen im Winter ein Igel begegnet, heisst es nicht automatisch, dass dieser in Not ist. Igel wachen während des Winterschlafs ab und zu auf, um ihre Blase und ihren Darm zu entleeren. Sollte der Igel aber nicht wieder schlafen gehen und herumirren, ist er hilfsbedürftig und sollte in eine Igelstation zur Abklärung gebracht werden. 

Stiftung TBB Schweiz

Institution für den Tierschutz

Die privat finanzierte Stiftung TBB Schweiz setzt sich für die Wahrung und Förderung der Interessen der Tiere und des Tierschutzes ein. Mit dem «Tierheim an der Birs» betreibt die Stiftung das schweizweit grösste Tierheim, welches bis zu 400 Tiere beherbergt und gleichzeitig wichtige gemeinnützige Aufgaben erfüllt.

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