Confiserie-Inhaber Schiesser: «Basel wird zur leblosen Kulisse»
Der Unternehmer und LDP-Grossrat sieht die politischen Veränderungen der letzten Jahre äusserst kritisch.

In einem ausführlichen Bericht des Branchenmagazins «GastroJournal» schlägt LDP-Grossrat Stephan Schiesser, Inhaber der Traditionsconfiserie Schiesser am Marktplatz, nachdenkliche Töne an. In den letzten Jahren hätten sich das Konsumverhalten und die politischen Rahmenbedingungen «massiv» verändert.
Als klassisches KMU, das nächstes Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert, stellt Schiesser eine markante Zunahme des Bürokratieaufwands fest. «Meine Eltern hatten einmal im Monat Bürotag und deshalb schon frühmorgens nicht besonders gute Laune». Er hingegen müsse tagtäglich Berge von Post im Briefkasten und im Computer abarbeiten.
Gerade was die bürgerliche Politik im rot-grünen Basel anbelangt, äussert sich der LDP-Exponent kritisch. Viele Bürgerliche seien «träge oder frustriert», konstatiert Schiesser in dem Artikel, der die Überschrift «Das langsame Ersticken des Stadtlebens» trägt. Dies sei umso beunruhigender, «als in Basel inzwischen auch die chemische Industrie ihre Verbindung zur Stadt gekappt hat und Rücksichten allenfalls noch international nimmt».
In Parlament und Regierung fehlten inzwischen in allen politischen Lagern Persönlichkeiten «mit einem weiten Horizont». Stattdessen dominierten politische Flügel, «die ihre eigenen Gärtchen pflegen oder sich vorab um die eigene Wiederwahl kümmern». Das staatstragende Verständnis für Industrie und Gewerbe, dem «Rückgrat der Volkswirtschaft und der Stadt», sei verloren gegangen.
Gewerbe aus der Stadt verdrängt
Weiter habe das härtere politische Klima und «die immer grössere Belastung der KMU» dazu geführt, dass das Gewerbe aus der Politik und aus der Stadt «verdrängt» werde. Gegensteuer im Parlament von Kräften aus der Wirtschaft sei hingegen die Ausnahme. Der Zeitaufwand für ein politisches Engagement liege eigentlich gar nicht mehr drin. «Ich bin da inzwischen eine richtige Minderheit», sagt Schiesser gegenüber dem «GastroJournal».
Das Fernbleiben von Politikern, die sowohl in der Stadt leben und arbeiten, habe Konsequenzen – zum Beispiel beim Bau von neuen Parkhäusern rund um die Stadt. Jahrelang habe Stillstand geherrscht. Den Takt gäben «radikale Flügel» vor: «Autos raus aus der Stadt, Parkplätze bis zur Schmergrenze verteuern – und Ladenöffnungszeiten verteuern».
Schiesser bedauert, dass die Positionen der KMU «oft nicht» verstanden würden. Er spricht von einer «Teufelsspirale»: Die Stadt werde immer mehr zur «leblosen Kulisse», doch wer nach Basel ziehe, der wolle oft seine Ruhe haben. Auch andere Städte würden unter diesem Phänomen leiden, so Schiesser. «Aber in Basel, Grenzstadt und Inbegriff einer lebendigen Stadt mit Messe- und Fasnachtsbetrieb, ist die Verarmung besonders augenfällig.»
Ganz die Hoffnung aufgegeben hat der Confiserie-Patron indes noch nicht: «Ich bin zuversichtlich», hält Schiesser am Ende des Artikels fest. Man klage «auf hohem Niveau», und «früher oder später» würden die Menschen den Wert lebendiger Städte wieder höher gewichten. (ck)
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