ESC-Schutzkonzept: 66 strafrechtlich relevante Fälle
Auf 27 Seiten präsentiert das Justiz- und Sicherheitsdepartement die Evaluation. Es gab 434 Kontakte mit den Angeboten.

Das «ESC-Schutzkonzept» war eines der grossen Themen vor der diesjährigen Veranstaltung in Basel. Denn es war schweizweit das erste seiner Art. Es sollte ein innovatives und umfassendes Schutzkonzept für Betroffene von Sexualisierter Gewalt und Feindlichkeiten an einer Grossveranstaltung sein.
Dazu gehörten eine 24/7 Telefon- und Mail-Hotline, Safer Spaces, sowie Mobile Awareness Teams, die an allen Orten mit erhöhtem Personenaufkommen präsent waren.
Rund fünf Monate nach der Veranstaltung präsentiert das Justiz- und Sicherheitsdepartement Basel-Stadt (JSD) die Ergebnisse. Befragt wurden Stakeholder – also die Beteiligten am Schutzkonzept, wie die Helfer in den Safer Spaces und das Gastronomiepersonal – , sowie die Besuchenden und Schulungsteilnehmer.
66 strafrechtlich-relevante Vorfälle
Insgesamt kam es zu 434 Kontakten mit den Angeboten des Schutzkonzepts. Dabei handelte es sich bei 66 Kontakten um strafrechtlich-relevante Vorfälle. Nicht immer war die Polizei und/oder das Sicherheitspersonal involviert, was für das JSD ein Zeichen dafür sei, dass «das ESC-Schutzkonzept eine Lücke füllen und die Arbeit der Blaulichtorganisationen und der privaten Sicherheits- und Sanitätsdienstleistenden im Sinne der Betroffenen wirksam ergänzen konnte.»
Aber auch die Fälle ohne strafrechtliche Relevanz seien für das JSD erwähnenswert, «weil mit einer frühen Intervention eine Zuspitzung der Situation verhindert werden kann. Viele wären entsprechend ohne das ESC-Schutzkonzept nirgendwo aufgenommen worden und hätten keine opferzentrierte und diskriminierungssensible Unterstützung gefunden.»
Die telefonische Hotline erhielt 106 Anrufe – 91 wollten auch wirklich die Hotline erreichen – wobei 73 davon allgemeine Fragen zum ESC waren, wie Parkplatz, Spielzeiten, etcetera. Die Autorinnen der Auswertung Anita Ruggiero und Yara Gut, kommen hier zum Entschluss: «Als unzureichend wurde die Kommunikation zum Zweck der Hotline bewertet: Diese wurde von vielen Besuchenden als «ESC-Hotline» missverstanden.»
Nicht alles lief optimal
Die Auswertung des Schutzkonzepts zeigt auch Mängel auf. So wurde unter anderem die Infrastruktur der Safer Space Räumlichkeiten in der St. Jakobhalle und dem St. Jakob-Stadion als «nicht ideal» bewertet. Fehlende Abgeschlossenheit und zu klein und fensterlos, seien die Probleme gewesen.
Auch waren bei weitem nicht alle Stakeholder mit dem zur Verfügung gestellten 20-minütigen Video geschult. 75 Prozent hätten es sein müssen, damit «ein Schutzkonzept im Sinne der (potenziell) betroffenen Personen gut funktioniert», heisst es in der Evaluation. Und weiter: «Die Befragungen vor Ort ergaben, dass insbesondere die Gruppen ‹ausserkantonale Polizei›, ‹Security-Personal› und ‹Gastropersonal› mehrheitlich nicht geschult waren und entsprechend keine Kenntnisse über das Schutzkonzept hatten.»
Bei der letzten Gruppe gaben die Verantwortlichen an, sie hätten ihr Personal aus Kostengründen nicht schulen können. Denn das Anschauen des 20-minütigen Videos hätte als Arbeitszeit angerechnet werden müssen. Ein weiteres Problem war die Zusammenarbeit zwischen den Mobilen Awareness Teams und dem Security-Personal verschiedener privater Sicherheitsfirmen, welches nicht reibungslos funktionierte. (ila)
Die ganze Auswertung gibt es hier.
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