«Bei der Digitalisierung hinkt die Schweiz hinterher»
Roche-Spitzenmanagerin Katharina Gasser über das neue Forschungszentrum pRed, Gesundheitskosten und Milliardengewinne.
Ein Gespräch über Innovation, Risikokapital und steigende Prämien
Nächsten Dienstag eröffnet Roche am Hauptsitz ihren neuen «Leuchtturm»: Die Rede ist vom Forschungszentrum «pRed», das insgesamt vier Gebäude umfasst. 1,2 Milliarden Franken hat der Basler Pharmakonzern dafür investiert. In den hochmodernen Labors und Bürolandschaften sollen rund 1'800 Forscherinnen und Forscher die Medikamente der Zukunft entwickeln.
«Das pRed ist State-of-the-Art, um Forschung zu betreiben – und ein klares Bekenntnis von Roche zum Standort Basel und der Schweiz», sagt Katharina Gasser. Die General Managerin von Roche Pharma Schweiz ist unser Gast im Fürobebier. Die gebürtige Fribourgerin und frühere Ärztin hat den Spitzenjob im März 2022 übernommen.
Im Gespräch reden wir unter anderem über die Digitalisierung im Gesundheitswesen und die Nutzung von anonymisierten Daten. Gasser spricht diesbezüglich Klartext: «Die Schweiz hinkt hinterher, was sehr bedauerlich ist.» Dadurch werde Innovation verhindert. Ausserdem gehe die Forschung dorthin, wo die Aufbereitung der Daten möglich sei: zum Beispiel in andere Life Science-Hochburgen wie den USA oder nach Singapur.
Diese Aussage sei aber nicht als Drohung zu verstehen, dass Roche Pläne für den Wegzug schmiede, betont Gasser. «Aber es ist ein Fakt, dass sich mit weiteren Faktoren, etwa der Einführung der OECD-Mindeststeuer, neuen Regularien und den Beziehungen zur EU insgesamt ein bewölktes Bild zeigt.»
Verstaatlichung von Roche? «Keine gute Idee»
Auch auf linke Forderungen, die Pharmabranche inklusive Roche zu verstaatlichen, kommt Gasser im Fürobebier zu sprechen. Der Ansatz überzeuge sie nicht. Wer solche Anliegen vertrete, verstehe den Forschungsprozess nicht.
«Es mag einfach klingen, dass bei einer Verstaatlichung alles beser und die Medikamente billiger werden. Aber Forschung bedeutet in allererster Linie, Risikokapital aufzuwerfen und auch bei Misserfolgen weiterzumachen. Das ist nicht die Stärke staatlicher Organisationen.»
Was die Topmanagerin von Roche zu den steigenden Gesundheitskosten und den üppigen Löhnen bei der Pharma sagt und wie sie auf die philosophische Frage antwortet, wie teuer ein Menschenleben sein darf, erzählt sie ebenfalls im Fürobebier.
Der Fürobebier-Podcast wird präsentiert von der Biermanufaktur Birtel Bier auf dem Dreispitz.
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